Das Buch und seine Messe
Breaking news: Online-Fan-Shop der Frankfurter Buchmesse 2025
Socken, Basecap, Tasse und Tasche – alles mit Logo und in limitierter Stückzahl. Na, wenn das nichts ist!

Auf der Frankfurter Buchmesse feierte sich vom 15. bis 19. Oktober 2025 wieder die Branche, obwohl es für Buchhändler und Verlage große Herausforderungen und keine gute Prognose gibt.
Ein angespanntes Konsumklima (fallende Umsätze), eine sinkende Besucher-Frequenz in Buchhandlungen, ein hoher Kostendruck auf die Produktion und der Einsatz von KI-Systemen machen der Branche Probleme und trüben die Zukunftsaussichten.
Preise und Signierstunden
Trotzdem gab es wieder Besucherrekorde, wieder Ausstellerrekorde (jedenfalls nach Angaben des Veranstalters) und wieder ein umfangreiches Rahmenprogramm auf der Buchmesse. Ein Event erster Klasse, wenn es um das gedruckte Buch, das E-Book, das Hörbuch und alles geht, was mit Publikationen und Vermarktungsrechten zu tun hat. Es gab Lesungen und Signierstunden und natürlich Preisverleihungen.
Besucher konnten vorab aus dem Programm wählen, wo sie dabei sein wollten. Das war auch bitter nötig, denn das Programm war so üppig, dass man vorher seinen Besuch planen sollte. Man konnte natürlich auch ganz einfach hingehen und sich treiben lassen. Auch gut!
Der Messebesuch
Fachbesucher hatten sich schon vorher mit den Kollegen verabredet, die sie persönlich treffen wollten, sollten oder müssten. Da ging es dann um Ein- oder Verkauf von Lizenzen, um Übersetzungen, um Streaming- und Filmrechte oder einfach den kollegialen Gedankenaustausch über die Zukunft der Branche.
Und die Branche besteht aus Verlagen, Autoren und dem Buchhandel. Ausgerechnet für diese ursprüngliche Zielgruppe der Messe war aber recht wenig im Programm. Vielmehr machte der Veranstalter ein Erlebnis-Event für alle daraus, die sich mit dem kulturell hochstehenden Begriff „Buch“ beschäftigen oder auch nur schmücken wollen.
Volle Gänge, volle Lese-Location, voll und einfach überall voll. Das macht ehrlich gesagt nur bedingt Spaß. Für Fachbesucher schon eher abschreckend. Man traf sich außerhalb, um in Ruhe zu reden.
Verlagsleute und Buchhändler
Eine Messe ist ursprünglich ein Ort, an dem Handel getrieben wird. Hier ursprünglich zwischen Verlagen und Buchhändlern. Nun, das hat sich tatsächlich geändert, denn welcher Buchhändler muss noch nach Frankfurt fahren, um zu sehen, was Verlage für neue Bücher im Programm haben. Das ist nicht nötig, denn er wurde bereits informiert und mit Werbematerial versorgt.
Dank Telefon, Internet, Videokonferenzen etc. brauchen auch Verlagsleute nicht mehr nach Frankfurt auf die Buchmesse, denn Lizenzrechte werden schon lange im direkten Kontakt mit anderen Verlagen abgewickelt. Da muss niemand auf die Buchmesse in Frankfurt warten. Fachverlage brauchen gar nicht auf die Messe, denn sie vertreiben ihre Bücher direkt und ohne den Buchhandel an den Endverbraucher.
Buchhändler, Autoren, Agenturen
Viele Buchhändler treten jetzt sogar als Reiseveranstalter auf und bieten ihren Kunden einen gemeinsamen Ausflug auf die Buchmesse an. Es stört sie dann scheinbar auch nicht, dass an den Publikumstagen Bücher an den Ständen der Verlage verkauft werden. Früher regten sich Buchhändler über Direktvermarkter und Verlagsshops maßlos auf und boykottierten diese Verlage in ihren Geschäften.
Autoren kommen auf die Messe, wenn sie ein Buch herausgebracht haben und der Verlag eine große, pompöse Lesung mit Signierstunde vorgesehen hat. Oder man bekommt einen Preis. Um für sein unveröffentlichtes Manuskript einen Verlag zu finden, ist die Messe für Autoren denkbar ungünstig.
Aber Achtung, da gibt es die Literaturagenturen! Eine wachsende und teilweise sehr erfolgreiche Branche, denn was in den USA und in Großbritannien schon lange usus ist, gewinnt jetzt auch in Deutschland an Dynamik. Für alle, die noch keinen Namen haben, lohnt sich hier wirklich, persönlich mal Kontakt aufzunehmen. Der Entwicklung entsprechend hatten die Literary Agents & Scouts jetzt auch eine eigene Halle: 6.2.
Gastland in diesem Jahr: Die Philippinen.

Das Land der 7.641 Inseln, auf denen 135 Sprachen von 109 Millionen Menschen gesprochen werden. Ein Inselstaat, geprägt von Kolonialzeit, wechselnden Diktaturen, Armut und einer zerklüfteten Landschaft, die wohl auch die ewige Suche der Bewohner nach Zusammenhalt, Stabilität, Anerkennung und Sicherheit widerspiegelt.
Die Bücher des Ehrengasts, die in deutscher Sprache erschienen sind, finden Sie in der angehängten PDF-Datei. Beim Lesen der kurzen Inhaltsangaben wird deutlich, private und gesellschaftliche Umbrüche, Herausforderungen, Existenzkämpfe, verlorene Illusionen, aber auch Liebe, Aufbrüche und neue Freundschaften – alles prägt das Leben der Menschen in diesem Inselstaat, der mit vielen Volksgruppen verschiedene Traditionen am Leben hält, obwohl das Land als Auswanderungsland gilt.
Gefühle, Existenzkämpfe und Erlebnisse sind nur allzu menschlich und universell. „Nichts Menschliches ist uns fremd“, heißt der Spruch, aber die Landschaften und die Lebensweisen sind uns sehr fremd. Das macht das Lesen so reizvoll und lohnt sich besonders, weil viel Lokalkoloriert die Geschichten prägt. Ein bildhafter Erzählstil, gut übersetzt, man lebt sich schnell in eine unbekannte Welt ein.
Event und Fan-Shop als Rettung
Der Messeveranstalter hat schon vor Jahren in seinem eigenen und sehr wirtschaftlichen Interesse beschlossen, ein Event für ein breites Publikum zu machen und damit den Schwerpunkt der Messe zu verändern. Jetzt noch gekrönt mit Fan-Artikeln wie Socken, Tasse, Tasche und natürlich ein Basecap. Zu stolzen Preisen, aber limitiert und mit Logo! Überhaupt nimmt das Verkaufen breiten Raum an den Publikumstagen ein. War ganz, ganz früher absolut tabu, direkt verpönt.

Themen: Politisch und Prominent
Das Themenspektrum der Messe war politisch und aktuell, aber nicht wegweisend für die wirtschaftliche Zukunft von Verlegern und Buchhändlern. Es ging um Themen, die mehr oder weniger rein zufällig ihren Weg in das Medium Buch gefunden hatten. Es wurde die aktuelle politische Botschaft (abgesegnet von der Stadt Frankfurt und dem Bundesland Hessen) zwischen zwei Buchdeckeln prämiert und hofiert. Der Zeitgeist als Roman, Essay, Portrait und leider selten als Biografie.
Dagegen tauchten dann im leichten Unterhaltungsprogramm zum Beispiel Alessandra Meyer-Wölden mit ihren neuen Orakelkarten auf, Otto Waalkes mit seinem Buch “Kunst in Sicht“, Andy Möller „5 Minuten Wembley“ oder Koch Steffen Henssler mit „Schneller Nummer“ und Liebling Hansi Hinterseer mit „Mein Leben zwischen Berg und Bühne“.
Die Jugend
Und die Jugend amüsierte sich indessen in „Mystery und Fantasy“ in der im letzten Jahr etablierten New Adult Halle. Dafür ist die Branche aber sehr dankbar, denn die Jugend liest und liebt das gedruckte Buch, auch wenn es vorwiegend in simpler Broschur daherkommt. Die Zielgruppe ist vorwiegend weiblich und sehr jung. Man hofft, dass der Trend anhält.
Die Broschur
Ursprünglich war die Broschur eine typische Nebenrechtsverwertung. Das Original, das Buch mit festem Umschlag (Hardcover), wurde für die Zweitverwertung an Taschenbuchverlage für den Massenmarkt zu erschwinglichen Preisen oder der Inhalt an Lizenznehmer wie die Film- und Fernsehproduzenten vergeben.
Heute ist die Masse der Bücher auch in der Erstveröffentlichung bereits broschiert für den Massenmarkt, ohne dass der noch eine Masse an Gewinn für Verlage, Buchhändler und Autoren abwirft.
Die Shortlist
Es sei denn, der Titel steht auf der Shortlist und gedruckt werden ab 6.000 bis 100.000 Exemplare der ersten Auflage. Glücklich, wer als Autor und Verlag dazu gehört. Der Rest der Verlage gibt inzwischen auf oder lässt sich aufkaufen.
Seit 10 Jahren schrumpft der Markt
Der Absatzrückgang vom ersten Halbjahr 2024 bis zum ersten Halbjahr 2025 betrug 6,1 %. Und der rückläufige Absatz läuft seit Jahren, aber wirklich besorgniserregend ist die Anzahl der Buchkäufer bzw. Buchkäuferinnen (Frauen kaufen mehr).
Im Jahr 2013 waren es 36 Millionen, im Jahr 2023 waren es 25 Millionen, das ist ein Käuferschwund von 11 Millionen Buchkäufern. Im Jahr 2024 waren es 24,5 Millionen. Allein im letzten Jahr waren es gegenüber dem Vorjahr also 500.000 – eine halbe Million – weniger Menschen, die ein Buch gekauft haben! Und diese Entwicklung verläuft parallel zu einem Bevölkerungszuwachs! Wie kann das sein?
Haben Themen eine Krise oder das Buch?
Verlagskaufleute wissen genau, warum Menschen Bücher kaufen, denn das sind die Ergebnisse zahlreicher Marktstudien. Und man wird nicht müde, Marktstudien zu machen.
Auch KI war ein Thema auf der Messe, aber leider nur am Rande!
Wenn KI in den Publikationsmarkt einzieht, Urheber- und Verwertungsrechte nicht mehr ausreichend geschützt werden können, viele Publikationen nur noch als digitale Version angeboten werden, hat die Branche das nächste große Problem. Und dann noch die neue EU-Richtlinie für das „entwaldungsfreie Papier“.
Die Käufer suchen
- Die Lösung für ein Problem (beruflich oder privat),
- Tipps, um gesund zu sein,
- Tipps, um Geld zu verdienen,
- Geschichten, um sich zu unterhalten.
Wird das bei den Verlagsprogrammen berücksichtigt? Scheinbar zu wenig.
Stattdessen treten die Interessen von Autoren oder Gemeinschaften in den Vordergrund und die heißen:
- Mission: Ich will missionieren.
- Therapie: Ich will therapieren.
- Existenz: Ich will Geld verdienen.
- Prominenz: Ich will bekannt werden.
Quo vadis Printbuch?
Wie heißt es so schön: „Es gibt keine Probleme, nur interessante Aufgaben.“
Die Buchmesse Frankfurt weiß, wohin sie möchte und hat es in ihrem Pressetext angekündigt:
„NEXT auf der Frankfurter Buchmesse: In unserem Showroom auf der #fbm25 konnten Sie bereits einen ersten Eindruck von der Entwicklung der Frankfurter Buchmesse gewinnen. Dabei spielen neben unseren bewährten Stärken besonders die Bedürfnisse unserer vielfältigen Community eine wegweisende Rolle. Beides bildet die Grundlage dafür, dass die Frankfurter Buchmesse bei jedem neuen Schritt bleibt, was sie ist: einer der weltweit führenden Branchenmarktplätze und lebendiger Hub für Literatur, Kultur, Meinungsfreiheit, öffentlichen Dialog und Zeitgeist.
Und weitere Schritte sind bereits in Planung! Ausgerichtet am zentralen Ziel einer zukunftssicheren Frankfurter Buchmesse, die weiterhin Menschen, Ideen, Businesses und Geschichten weltweit miteinander verbindet. Über maßgeschneiderte Angebote, relevanten Content und sorgfältig kuratierte Themenwelten für alle Aussteller- und Publikumsgruppen. So stärken wir zugleich auch die Rolle der FBM als relevante Plattform für demokratischen und kulturellen Austausch, Meinungsfreiheit, internationale Zusammenarbeit und gesellschaftliche Debatten.“
Quelle: Pressetext Frankfurter Buchmesse
Anhang PDF-Datei: Bücher des Ehrengastes, die in deutscher Sprache erschienen sind.
22. Oktober 2025, Bericht von Karin Springefeld
