Burnout oder Image
Entscheiden Sie sich und hören auf die Botschaften der Seele
Müde, erschöpft, ausgebrannt – so beschreiben die Betroffenen ihren körperlichen und geistigen Zustand bei einem Burnout. Alle Energiespeicher sind leer und können auch mit ein oder zwei Tagen des „Nichtstuns“ nicht aufgefüllt werden.
Müde, erschöpft, ausgebrannt – so beschreiben die Betroffenen ihren körperlichen und geistigen Zustand bei einem Burnout. Alle Energiespeicher sind leer und können auch mit ein oder zwei Tagen des „Nichtstuns“ nicht aufgefüllt werden.
Botschaften der Seele werden unterdrückt, weil der Kraftaufwand gegen Normen und Wertvorstellungen anzugehen, größer erscheint. Die Kraft, die Sie zur Anpassung aber aufbringen müssen, fehlt Ihnen für Ihre Gesundheit.
Viele akzeptieren die Beschwerden nicht als Krankheit, ziehen sich zurück und versuchen mit Aufputschmitteln wieder zu „funktionieren“. Der richtige Weg aus der Krise geht aber anders und der heißt: Lachen, lieben, laufen und Image ade.
Das Burnout-Syndrom
Der Begriff „Burnout“ wird in der internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) im Abschnitt Probleme und Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung geführt. Im Unterscheid zu einer Depression ist das „Ausgebrannt sein“ keine Behandlungs-, sondern eine Zusatzdiagnose.
Fast achtzig Prozent aller Deutschen wissen bereits, was sie sich unter dem Begriff Burnout vorzustellen haben. Das heißt aber nicht, dass sie erkennen würden, wenn sie auf ein Burnout-Syndrom zusteuern.
Die ersten Anzeichen, wie zum Beispiel Schlafstörungen, Magen- und Darmprobleme, steifer Nacken, hängende Schultern, Lustlosigkeit, Depression und leerer Blick, werden als einzelne Beschwerden gesehen und nicht ernst genommen. Keinesfalls wird eine Schwäche eingestanden.
Image ade
„Die übelste Erfindung des 20. Jahrhunderts ist das Image.“ Das ist ein Zitat von Peter Ustinov und recht hat er. Image muss heute herhalten als Ersatz für Tradition, Bezahlung und den Jenseitsglauben. Eine Erfindung des rational gesteuerten Industriezeitalters. Befreien Sie sich davon.
Perfektionisten sind besonders gefährdet
Sich und anderen etwas beweisen, alles richtig und pünktlich machen und natürlich eigentlich besser als andere – wer unter diesem perfektionistischen Antrieb arbeitet und lebt hat einen enormen Energieverbrauch. Werden die Energiespeicher nicht aufgetankt, kommt der totale körperliche und seelische Zusammenbruch. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Besonders gefährdet sind Prominente, weil sie ständig in der Öffentlichkeit stehen, in der Regel sehr ehrgeizig sind und ihre Gefühle ständig unterdrücken. Ebenso häufig betroffen sind Manager. Sie müssen Mitarbeiter motivieren und kontrollieren und das immer mit guter Laune und Dynamik. Andererseits sitzt ihnen der Druck nach mehr Umsatz und Gewinn im Nacken. Für eigene Gefühle und Bedürfnisse bleibt da kein Raum.
Wann und wo sollten sie sich zwischen Terminen und Reisen eine Insel des „Ich-Seins“ suchen können? Ähnlich geht es den Managern der Familien, den Müttern. Ihre gesellschaftliche Anerkennung ist zwar nicht halb so hoch wie die der Wirtschaftbosse und Prominenten, aber der Stress ist gleich groß.
Der Kurzschluss naht
Freunden und Kollegen fallen die Burnout-Kandidaten durch eine Veränderung ihrer Persönlichkeit auf. Deutlichtes Zeichen: Der Humor kommt ihnen abhanden. Sie sind ständig gereizt, nervös, sarkastisch und kritisieren an anderen herum, vor allem an heiteren Mitmenschen, die das Leben locker nehmen.
Einladungen werden immer häufiger abgelehnt und wenn ein fast „Ausgebrannter“ doch kommt, langweilt er sich schnell und findet die Gespräche öde und die Späße albern. Für die Probleme anderer hat er gar kein Verständnis, denn im Gegensatz zu seinen Herausforderungen ist das alles halb so schlimm.
Eine gesellschaftliche Isolation ist die Folge. Auf der einen Seite versucht ein Burnout-Anwärter sich zusätzliche Energiefresser vom Hals zu halten, aber auf der anderen Seite wollen seine Mitmenschen sich nicht ihre gute Laune verderben lassen.
Erkenne Dich selbst
Öffentlich können antriebsstarke Menschen natürlich keinesfalls eine drohende Schwäche eingestehen. Aber im Innersten spüren sie es schon, denn sie beginnen mit Abwehrmaßnahmen: Abschotten, mehr Kaffee und Zigaretten, Schlaftabletten, Beruhigungs- und Aufputschmittel.
Der Körper reagiert auf diesen zusätzlichen Stress mit nervösen Magen- und Darmstörungen, Muskelverspannungen, Bluthochdruck, häufigen Infekten, Rückenbeschwerden, Migräne, Depressionen, Ängsten und Herzproblemen. Die Haut wird fahl, die Haare stumpf und strähnig, der Blick leer. Positive Ausstrahlung? Fehlanzeige.
Energieräuber ausschalten
Die größten Energieräuber sind nicht die körperlichen, sondern die seelischen Belastungen. Die Hetze von Termin zu Termin nervt fünfzig Prozent aller Deutschen, einundsechzig Prozent fühlen sich beruflich überfordert, dreißig Prozent belastet der Spagat zwischen Beruf und Familie, zwanzig Prozent haben ständigen Ärger mit Chef und Kollegen, sechzehn Prozent stört der Straßenverkehr, dreizehn Prozent haben Ehekrisen und bei sieben Prozent klappt es nicht mit dem Sex.
Während positive Gefühle das nervliche Gleichgewicht und den Herzrhythmus harmonisieren, stören negative Gefühle. Da das Nervensystem mit dem Hormon- und Immunsystem gekoppelt ist, kommt alles aus dem Gleichgewicht und der gesamte Organismus wird in Mitleidenschaft gezogen. Ständige Muskelanspannung, reduzierte Magen- und Darmleistung, Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, chronische Infekte und allergische Reaktionen können die Folge sein.
Schon fünf Minuten Wut führen zu einer Senkung des Immunspiegels von vier bis fünf Stunden. Ein positives Gefühl, zum Beispiel durch ein Lob, erhöht ihn bis zu sechs Stunden. Auch Gefühle wie „Zeitdruck“ oder „keiner mag mich“ wirken sich negativ auf den Organismus aus.
Wer ständig unter Druck steht, um anderen oder sich etwas zu beweisen, verbraucht enorm viel antioxidative Schutzstoffe. Die notwendige Energie wird in den Mitochondrien erzeugt. Während dieses Verbrennungsprozesses entstehen auch immer die gefährlichen „freien Radikale“. Sie greifen unsere Zellen an und führen zu nicht reparablen Schäden. Hochleistungsarbeiter und negativ Gestresste müssen deshalb unbedingt auf ausreichende Zufuhr von Schutzstoffen wie Selen, Zink, Vitamin C und E achten.
Das eigene Tempo neu bestimmen
Der Weg aus einem Burnout ist nicht einfach. Körper und Seele sind k. o. und Energie ist nicht mehr vorhanden. Alles erscheint den Betroffenen unwichtig. Selbst für die eigene Person ist kein Interesse mehr vorhanden.
Ärzte, die selbst oft darunter leiden, behandeln mit schulmedizinischen Präparaten, nicht selten empfehlen sie aber auch Ayurveda, Kneippanwendungen, homöopathische Mittel, pflanzliche Stärkungsmittel, viel Bewegung, leichte, vitaminreiche Kost und ganz wichtig der Rat: Lassen Sie sich und anderen Zeit, lassen Sie los und vertrauen Sie darauf, dass alles gut wird.
Gefühle nicht unterdrücken
Alle Perfektionisten, aber auch die Gewissenhaften, die Pflichtbewussten, die „Öffentlichkeitsarbeiter“ oder alle, die einem bestimmten gesellschaftlichen Muster besonders gut entsprechen wollen, ist eines gemeinsam: sie sind ratio-bestimmt oder wollen es sein. Gefühle zeigen sie nicht, lassen sie nicht zu.
Dieser Gefühlsstau muss bei einem Burnout-Patienten aufgelöst werden. Der Körper sendet genügend Signale: Von Appetit, über Hunger bis Freude und Wut oder Müdigkeit. Hören Sie darauf und das Gleichgewicht des Körpers – die Gesundheit – bleibt erhalten.
Wieder lachen können – ein Erfolg für Ausgebrannte. Wieder schlafen können – der Jungbrunnen für körperliche Fitness schlechthin.
Lachen, lieben, laufen und es ist mir egal, was andere über mich denken – so könnte die Heilungsdevise heißen, aber auch die „perfekte“ Vorsorge.
Und übrigens:
Kein Burnout bekommen Sie, wenn Sie nicht immer der „Musterschüler“, die „Supermami“ oder der tollste „Hecht im Karpfenteich“ sein wollen, wenn Sie sich nicht von kleinbürgerlichen Normen geißeln lassen, wenn Sie auf dem oft zitierten „Teppich“ bleiben und in sich hören, was sein muss und was nicht.
Karin Springefeld
Leseprobe aus: „Meine Gesundheit und ich – Tipps und Tests für einen Körper in Harmonie“.