Das Buch und sein Händler
Eine Branche konzentriert sich
Der Buchhandel macht trotz Vergünstigungen für e- und audio-Books immer noch 95 Prozent seines Umsatzes mit dem gedruckten Buch, denn der E-Book Verkauf stagniert seit Jahren auf niedrigem Niveau und nicht jeder möchte auf ein Lesegeräte schauen. Bücher haben etwas Haptisches, das nicht ersetzbar ist. Und was man hat, das hat man. Das kann kein Anbieter auf meinem Gerät löschen.
Lernen mit Zahlen
Der stationäre Buchhandel, das sind die Buchhandhandelsketten wie zum Beispiel Hugendubel und Thalia und ungefähr 900 inhabergeführte Geschäfte vor Ort. Hier werden 42 % des gesamten Umsatzes getätigt. Der Anteil im Internet beträgt 24,8 %. Auch direkt verkauft wird von Verlagen an Endkunden mit einem Anteil von 4,2 % (minus 12 % zum Vorjahr) und von Verlagen direkt an Fach-Kunden und institutionelle Kunden (plus 4,3 % zum Vorjahr) mit einem Anteil von 18,4 % am Gesamtumsatz.
Im Vergleich der Jahre 2019 bis 2023 verlor der Buchhandel 5,5 % seines Umsatzes. Der Internetbuchhandel gewann im gleichen Zeitraum 29,5 % dazu. Insgesamt wuchs der Umsatz der Branche in diesem Zeitraum lediglich um 1 %. Im Jahresvergleich 2022 zu 2023 sanken die Erstauflagen um 6,3 %, die Übersetzungen um 6,8 % und die Lizenzen um 1,9 %. Der Umsatz mit Büchern stagniert insgesamt seit zehn Jahren, nur innerhalb der Vertriebswege gibt es Verschiebungen, also Gewinner und Verlierer.
Zielgruppenanalyse und neue Partnerschaften
Was heißt das für den stationären Buchhandel, der in dieser Zeit 5, 5% seines Umsatzes verlor? Die Ladenmieten und die Gehälter für Mitarbeiter sind indessen kontinuierlich gestiegen. Was macht ein Buchhändler?
- Erstens konzentriert er sich auf das soziologische Umfeld seines Ladens und analysiert seine Kundschaft.
- Zweitens konzentriert er sich auf Warengruppen, die ein Umsatzplus aufweisen und das sind Belletristik, Sachbücher,
Kinder- und Jugendbücher. - Drittens sucht er sich Partner.
Der Umsatz mit Büchern stagniert
Lernen von Friseur und Wirt
Partner bieten sich auch an und das läuft ungefähr so wie bei Friseursalons und Gaststätten. Da ist schon im Außenbereich an den Sonnenschirmen zu erkennen, welche Brauerei hier eingestiegen ist. In der Regel mit Geld für die Inneneinrichtung und dann aber auch einer Verpflichtung, nur bei dieser Brauerei zu kaufen.
Auch im Friseursalon erkennt man, mit welchen Produkten gearbeitet wird und das nicht, weil die so gut sind, sondern weil die Firma unterstützend war.
Genau dieses Modell etabliert sich jetzt im Buchhandel. Schon länger pampern große Verlage die Buchhandlungen mit kostenlosen Leseexemplaren, Hilfe bei der Verkaufsraumgestaltung, aber vor allem mit begleitenden Werbeanzeigen in großen Publikumszeitschriften für Neuerscheinungen, Gastauftritten ihrer Autoren in Fernsehsendungen und Lesungen der Autoren vor Ort. Alles komplett von den Verlagen finanziert.
Der Buchhändler muss nur noch genügend Bücher im Laden haben. Die kann er dann aber innerhalb der nächsten 90 Tage an den Verlag zurückgeben, wenn sie nicht verkauft wurden. Kleine Verlage können diese Werbemaßnahmen nicht finanzieren, aber die 90-Tage-Regel gibt es auch. Trotzdem legen sich die Buchhändler so gut wie nie einige Exemplare in die Auslage, wenn nicht gerade eine Werbekampagne läuft. Man sollte doch den Kunden etwas anbieten, könnte man meinen. Scheinbar nicht.
Libri liefert und wirbt
Der nächste große Player, wenn es um Buchverkäufe geht, ist Libri. Ursprünglich ein Spediteur und Großbuchhändler, der Bücher einlagert und auf Bestellung an den Sortimentsbuchhandel ausliefert.
Jetzt erweitert Libri sein Angebot: Gemeinsame Abrechnungsplattform und kostenlose Installation und Pflege der Internetseite für den Buchhändler.
Schauen Sie sich die Internetseite Ihres Buchhändlers an. Wenn diese sehr professionell daherkommt und die aktuell gesponserten Bücher großer Verlage zeigt, wissen Sie, was los ist. Wenn die Internetseite eher „Marke Eigenbau“ ist, dann können Sie sicher sein, dass Ihr Buchhändler wirklich noch einer von den „Unabhängigen“ ist.
Und jetzt druckt sie auch noch
Die Libri GmbH druckt jetzt auch noch. Ja, selbst und zwar mit Digitaltechnik im Print- on-Demand-Verfahren. In Bad Hersfeld wurde neueste Technik eingekauft und aufgebaut. Das Angebot von „Libri Book on Demand“ geht direkt an Verlage, aber man hat auch die „BoD-Book on Demand GmbH“ in Norderstedt dazu gekauft, die sich bereits einen Namen für kleine Auflagen und in der Szene der Selfpublisher gemacht hat. Von der Zentrale in Bad Hersfeld wird jetzt alles organisiert und man muss es so sagen, auch dominiert. Der Zugang zu den Internetseiten der lokalen Buchhändler ist ein mächtiges Werbeinstrument.
Fazit: Ein schlechter und ein guter Trend
Die Konzentration wird in der Branche zunehmen, so wie in allen Branchen übrigens. Es wird weniger lokale Buchhandlungen geben, es wird weniger unabhängige Buchhandlungen geben, es wird weniger Themen geben, die publiziert werden. Verschlankung ist ja im Trend, aber Verschlankung bei Geschäften vor Ort und bei Themen? Das ist kein guter Trend.
Ein sehr guter Trend ist die neue Entwicklung im Druckbereich, die Digitaltechnik. Es ist nachhaltig kleinere Auflagen zu drucken, das schont Ressourcen wie Holz, Papier, Energie oder auch Arbeitszeiten und -kosten und Retouren. Vermieden wird auch das Verramschen von Büchern, also das Verkaufen nach Aufhebung des Ladenpreises oder gar die totale Entsorgung.
Artikel geschrieben von: Karin Springefeld