Buchpreise

Buchpreise werden „glatt“

Die „Zahlenpsychologie“ hat ausgedient

Artikel von Karin Springefeld

Buchpreise legen Verlage nach ihren internen Kalkulationen fest. Anschließend schlägt aber noch die Stunde der Zahlenpsychologie und es stellte sich immer die Frage: Welche Zahl bleibt im Ohr des Kunden hängen?

Wie hört der Kunde einen Preis?

Schlaue Leute hatten festgestellt, dass der Kunde zehn, zwanzig oder dreißig Euro registriert, aber die Zahlen dahinter weniger. 29 klang wie zwanzig. Bei den Centbeträgen sollte die letzte Zahl nicht höher als fünf sein. Ein Preis von 19,95 klang also gut. Außerdem sah es so aus, als wenn scharf kalkuliert worden wäre. Im Interesse des Kunden. Krumme Preise waren also die Regel.

 

Warum plötzlich „glatte“ Preise?

Der Buchpreis bei Neuerscheinungen trumpft mit stolzen und glatten Zahlen ohne Centbeträge auf. Wie kommt das?

Das Preis-Tuning auf die Spitze getrieben hatten die Lebensmittel-Discounter und Klamotten-Billiganbieter, denn es herrschte die Geiz-ist-geil-Mentalität. Weiter nach unten geht es jetzt aber nicht mehr und alles was übertrieben wird, stagniert und dreht sich um. Es ziehen Begriffe wie Qualität und Exklusivität wieder in Marketingstrategien ein.

Selbstbewusst mit glatten Preisen begonnen haben die gehobenen Restaurants. Wer etwas auf sich hält, hat nur noch glatte Preise ohne Komma auf der Karte. Das hat funktioniert und natürlich wollen Verlage sich nun erst recht von dem verpönten Preis-Tuning absetzen, denn Bücher sind Kulturgüter und Verlage, Buchhändler und Buchkäufer stehen intellektuell über schnöder Leberwurst, Waschpulver, Blumenkohl oder dem neuesten modischen Glitzerkleidchen.

 

Besser für alle

Die Kundschaft fühlt sich geehrt und wertgeschätzt, denn Buchkäufer sind intelligente Leute, die diese „Zahlenpsychologie“ schon lange durchschaut hatten. Der Buchhandel freut sich, denn die Rückgabe von Centbeträgen ist lästig und die Kunden zahlen eben gerne bar. Zudem verlangen Banken inzwischen stattliche Gebühren für Wechselgeld-Rollen und das drückt den Gewinn im stationären Buchhandel.

Und übrigens:

Bücher waren schon immer etwas Besonderes und sollten weder optisch noch inhaltlich oder preislich in der Wegwerfmentalität enden.

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